Da war ich also: ausgerüstet mit Helm und Fahrrad, hinter mir in einer Schlangenlinie aufgereiht, eine Schulklasse von 23 Kindern auf ihren Fahrrädern. Als Helfer begleitete ich die Klasse von meinem Sohn auf eine Exkursion in die Thurauen. Die Gefühle und die Erlebnisse, als Anführer dieser Fahrradkolonne loszufahren, haben mir die nächste Lektion in Sachen Leadership erteilt:
Den Weg nicht zu kennen, hat Konsequenzen für alle
Überrascht, dass ich als Vorderster der Gruppe unterwegs bin, habe ich mir hastig die Route im Kopf zurechtgelegt, bevor wir losfuhren. Aber (wie so oft) ist die Realität anders als der Plan. Die erste Baustelle blockierte den Weg, ich wurde unsicher ob eine Durchfahrt möglich ist und entschloss, zu wenden. Die paar Kinder direkt hinter mir mussten das ebenfalls tun, diejenigen weiter hinten mussten warten, absteigen, oder haben die Gunst der Stunden genutzt, in der Kolonne weiter nach vorne zu kommen. Kurz: Chaos und Zeitverlust! Im Nachhinein hat sich herausgestellt, die Baustelle wurde im Mitteilungsblatt der Gemeinde angekündigt und die Strasse wäre trotzdem befahrbar gewesen. Heisst für mich im Projekt: Vorbereitung spart Zeit und verhindert Chaos.
Wenn nicht alle mitdenken, verfehlen wir das Ziel
Ich wusste, die Fahrt geht in die Thurauen, ein weitläufiges Naturschutzgebiet. Die Lehrerin meinte, dass wir direkt auf dem Parkplatz anhalten. Mir war klar, dass das Gebäude vom Naturzentrum gemeint sein muss und habe dieses angesteuert. Dann ruft plötzlich ein Schüler: «Sie, wir müssen da links!». Die Variante, nicht auf ihn zu hören, habe ich schnell verworfen. Denn ich wusste, dass die Schüler schon im Herbst und Winter am selben Ort waren. Entsprechend galt es erneut zu wenden und dann auf dem Parkplatz im Wald zu parken. Heisst für mich im Projekt: Auch wenn ich das Ziel zu glauben kenne, höre ich doch besser auf die hinter mir, die erfahrener sind.
Wahre Stärke zeigt sich darin, wie man den Schwächsten behandelt
Unzählige Male haben mir die vordersten Schüler in der Kolonne auf der Rückfahrt zugerufen: Schneller! Und ja, auch ich selber hätte liebend gerne einmal so richtig in die Pedale getreten, um Geschwindigkeit zu haben und vorwärts zu kommen. Aber da waren die Personen mit schlechter Fitness, diejenigen mit schlechtem Fahrrad, etc.. Ein Blick nach hinten genügte, um diese Personen mit allen Kräften strampeln zu sehen, um bei der Gruppe zu bleiben. Und so entschloss ich mich, die Gruppe zusammenzuhalten und entsprechend das Tempo tief zu halten. Der Missmut der anderen Schüler habe ich schweigend erduldet, was mich einiges an Überwindung gekostet hat. Heisst für mich im Projekt: Ich zeige meine eigene Stärke, indem ich auf den Schwächsten Rücksicht nehme und nicht, indem ich dem Besten gerecht werde und selber cool dastehe.
Wie lebst du Leadership?
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