Es gibt sie, die Tage: Ich wache auf und weiss schon in der ersten Sekunde: heute wird kein guter Tag. Herausforderungen stehen an. Ich bin weder motiviert, noch davon überzeugt, dass ich diese meistern kann. Die Selbstzweifel verstärken sich bei den ersten falsch gewählten Worten im morgendlichen Teams-Meeting und ich würde mich am liebsten ein meine kleine Kammer zurückziehen, die Decke über dem Kopf.
Können solche Tage gerettet werden? Ja! Wie? Durch ernst gemeinte und ausgedrückte Wertschätzung. Ich würde Wertschätzung mit einer Droge vergleichen: eine kleine Dosis genügt schon, für einen gewaltigen Effekt und macht gleichzeitig abhängig. Ich glaube wir alle sind davon abhängig – ganz einfach weil wir Menschen sind. In meiner Weiterbildung zum Thema Leadership wird mir wohl ewig der Satz meines Dozenten bleiben: «Ehrliches, wertschätzendes Feedback ist das, was ihr als Führungskräfte euren Mitarbeitern immer und immer wieder geben könnt. Es kostet euch weder viel Zeit noch Geld und ist doch effektiver als jede Lohnerhöhung».
Zurück zu meinem Tag, den ich in der Einleitung geschildert habe. Und drei konkrete Beispiele aus den letzten Wochen dazu, wie sich meine Stimmung durch ausgedrückte Wertschätzung um 180 Grad gekehrt hat.
Kennst du die Microsoft Teams Funktion ‹Praise›? Kürzlich angewendet von meiner Arbeitskollegin. Die im Artikel Jemand beschriebene Situation hat noch nachgehallt und dann erhalte ich die sinngemässen Worte via Teams Praise: «Es macht Spass mit dir zu arbeiten, ich schätze deine Planung, deine Effizienz und deinen Pragmatismus in Bezug auf Lösungen.» Nicht nur war mein Tag gerettet, die Worte haben auch dazu geführt, dass die vorangegangenen schwierigen Wochen plötzlich in den Hintergrund rückten und ich in Bezug auf die aktuelle Herausforderung positiv gestimmt war. Danke.
Anderer Tag, andere Situation. Ich fühlte mich ähnlich wie im Artikel Der Beste sein beschrieben: nicht gut genug. Dann meldete sich ein Arbeitskollege bei mir, mit dem ich bisher nie offizielle Berührungspunkte hatte und fragte mich sinngemäss: «Die Art und Weise wie du Menschen begegnest und dein Team führst finde ich gut, wärst du bereit, mich zu coachen?». Diese einfache Frage, mit der darin geäusserten Wertschätzung, hat an diesem Tag meine Sicht auf mich sowie mein Selbstbewusstsein radikal verändert und ist nachgehallt. Danke.
Dann ein Call mit einem Product Owner eines Kunden, mit dem ich über mehrere Monate zusammengearbeitet habe. Und darin die Aussage: «Es wird dann etwas für dich abgegeben bei dir im Büro». Fragezeichen. Einige Tage später dann die Gewissheit: Ich habe ein Geschenkset mit dem speziellen Bier aus der Heimat des Product Owners erhalten, organisierte via seine Verwandten im Ausland. Das Bier, dass mehrfach in unseren privaten Gesprächen Thema war. Ich bin fast vom Stuhl gefallen. Ein Kunde, der für meine Arbeit im Projekt hohe Stundensätze zahlt, nimmt sich trotzdem Zeit und Geld, um seine Wertschätzung auf diese persönliche Art auszudrücken. Danke.
Und während ich so schreibe realisiere ich, ich könnte weitermachen. Zahlreiche Menschen tragen tagtäglich dazu bei, dass ich mich selbstbewusst fühle, angenommen, ich glücklich bin und mich befähigt fühle, auch unter schwierigen Umständen weiterzumachen. Auch der einfache Zettel meines Sohnes auf meinem Kopfkissen mit dem Text ‹Für Papi› und einem Schöggeli gehört da dazu.
Probier diese Droge doch auch einmal aus! Aber nicht, indem du sie suchst oder gar kaufst, stell sie besser selber her und verschenke sie dann. Uneigennützig ausgedrückte Wertschätzung in Worten, durch Geschenke, mit Taten, wird immer auch auf dich zurück kommen und macht süchtig.
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