Dynamik einer Gruppe beeinflussen
Beziehungen

Dynamik einer Gruppe beeinflussen


Ich bin zurück. Aus einer Woche in den Bergen. Nein, nicht aus den Ferien, sondern aus einem Freiwilligeneinsatz im Bergwaldprojekt. Mit einer Gruppe von rund zehn Freiwilligen habe ich täglich am Steilhang gearbeitet, Wege gebaut, Holz aufgeschichtet und Adlerfarn ausgerissen mit dem Ziel, die Biosphäre Val Müstair zu schützen.

Schlagräumung
Adlerfarn ausreissen
Mittagessen im Freien
Exkursion zum Lai da Rims
Pause unter der Lärche
Wanderweg verbreitern

Dadurch nahm ich viele neue Eindrücke mit nach Hause. Zum Beispiel, wie schnell und positiv sich die Gruppendynamik der Teilnehmer entwickelt hat. Da waren Personen von jung bis alt, mit einem unterschiedlichen Hintergrund in Bezug auf Herkunft, Beruf, Familiensituation, Einstellung. Gemeinsamer Nenner war nur, dass alle freiwillig da sind und dieselbe harte Arbeit machen. Und doch: Tag für Tag haben wir uns mehr unterstützt, effizienter gearbeitet und die Leiter des Projekts mit dem Resultat überrascht. Auch erstaunte mich die Tatsache, dass das ‘Tschüss sagen’ doch ein wenig wehmütig stimmte. Denn noch vor wenigen Tagen waren wir uns alle völlig fremd.

Was förderte die Gruppendynamik?

Ganz einfach: Alles, was wir gemeinsam, als Gruppe, gemacht haben. Also zum Beispiel gemeinsam leiden durch schweisstreibende Arbeit am Steilhang. Oder gemeinsam entspannen in Pausen unter einer Lärche, mit Aussicht auf die Berge. Oder Gespräche mit Wein trinken nach Feierabend. Und dann für mich fast der zentralste Punkt: Durch die viele Zeit, die wir gemeinsam als Gruppe verbrachten, wurden viele Gegensätze ersichtlich. Diese waren aber nicht hinderlich, sondern wir haben diese genutzt, um voneinander zu lernen und uns damit zu ergänzen. Da ärgerte ich mich zum Beispiel still über das anstrengende Stehen im Steilhang, habe deshalb Energie gespart und war nicht gesprächig. Dafür hat jemand anders im Team fröhlich Fragen gestellt, die Gruppe unterhalten und mich dann so auf andere Gedanken gebracht. Oder da war die Arbeit, auf die ich keine Lust hatte. Diese wollte dann aber jemand aus der Gruppe unbedingt machen und hat sie mir dadurch erspart – zum Nutzen von Beiden. So haben wir fast unbemerkt jeweils die Last des Anderen ein Stück weit getragen. Damit entsteht Abhängigkeit. Das wiederum fördert die Gruppendynamik.

Was bremste die Gruppendynamik?

Ganz einfach: das eigene Ego. Also Momente, in denen eine Person in der Gruppe ihre eigene Agenda in den Zentrum stellte und nicht die Gruppe. Ein Erlebnis steht für mich stellvertretend dafür. Eine Person der Gruppe ist zu Beginn aufgefallen mit ihrer gesprächigen Art, was für Unterhaltung und Kurzweiligkeit gesorgt hat. Am Abend ist dann ein Satz gefallen im Stil ‘du könntest doch nie einen Tag ruhig sein’. Diese Person wollte am Tag darauf dann das Gegenteil beweisen und hat volle 24h eisern geschwiegen und kein Wort gesagt. Das Resultat? Sie wurde von der Gruppe im Tagesverlauf mehr und mehr ignoriert, Einzelpersonen fühlten sich brüskiert, dass auf eine Frage keine Antwort kam. Neben dem, dass sich diese Person das Leben wohl selber schwer gemacht hat, lag mit diesem Verhalten auch ein Schatten auf der Gruppendynamik.

Gruppendynamik braucht es überall dort, wo eine Gruppe, ein Team zusammenarbeitet. Im Bergwald ebenso wie in meinen Projekten. Und damit ist der Bogen gemacht zu meinem Arbeitsalltag. Dort bin ich persönlich herausgefordert zu erkennen, wo mein Ego die Dynamik der Gruppe bremst und wo ich die Gemeinsamkeit stärken und so die Gruppendymamik fördern kann.

Wie würdest du die Fragen der beiden Überschriften beantworten?

  • Michael Lutz

    IT Projektleiter bei der isolutions AG. Begeistert von Menschen und Technik.


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