Gebt mir ein Double
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Gebt mir ein Double


«Hey, wir haben ein neues Projekt für dich!». Das Adrenalin steigt, es kommt Vorfreude auf. Aber nicht nur. Gleichzeitig die Gedanken: Bin ich diesem Projekt gewachsen? Bin ich die richtige Besetzung, wäre nicht Kollege XY viel fähiger dafür? Die Freude über die Herausforderung kämpft gegen die Angst, mit meinen Fähigkeiten und meiner Persönlichkeit nicht zu passen und zu versagen. Und ich bin gedanklich geneigt, analog zu gefährlichen Filmszenen, ein Double zu engagieren.

Ich glaube, dass solche Gefühle bei jedem Projektleiter, von Junior bis Senior vorkommen und zugelassen werden müssen, aber nicht dominieren dürfen. Wenn ich ein Projekt starte mit der inneren Überzeugung ‹Ich genüge nicht, andere wären besser› strahle ich das auch aus und werde einen schwierigen Start haben. Bescheidenheit, Demut, Schwäche einzugestehen ist wichtig und hat seinen Platz. Genau so wichtig ist aber Selbstbewusstsein, Kompetenz und Präsenz zu markieren und Stärke auszuleben. Die Balance zwischen diesen beiden Kräften macht für mich Persönlichkeit aus. Und diese Art von Persönlichkeit hat Aura und macht mich als Person nahbar. So werde ich meinen Platz im Projektteam finden und als Projektleiter anerkannt werden – mit meiner Kombi an Stärken und Schwächen.

Ermutigt zu dieser Einschätzung hat mich gestern die untenstehende Reportage von VICE. Stephen hat darin das Gefühl, ’noch nicht so weit zu sein, wie seine Mitschüler aus der hight school (beruflich, Familiensituation)›. Er möchte daher nicht selber an eine Klassenzusammenkunft gehen, sondern dafür ein ähnlich aussehendes Double engagieren (via Oohba Butler). Das Double soll selbstbewusster, attraktiver und talentierter wirken als er. Am Klassentreffen wird das Double aber nach kurzer Zeit hinterfragt und seine Kameraden beginnen, nach dem echten Stephen zu fragen. Es stellt sich heraus, dass Stephen eben doch einen unersetzbaren Platz in dieser Klasse eingenommen hat, seine Mitschüler ihn kennen, vermissen und nicht sein Double, sondern ihn selber mit seiner eigenen Persönlichkeit erleben wollen. Versteckt im Lieferwagen mit den Aufnahmen konfrontiert, beschliesst Stephen dann doch noch, auf der Reunion aufzutauchen und wird gefeiert. Was für eine Message!

Auch du bist unersetzlich in deinem SCRUM- oder Projektteam, so wie du bist. Fehlst du, hinterlässt du eine Lücke. Niemand kann deinen Platz im Leben besser einnehmen als du. Und nun gilt für mich, diese Worte nicht nur dir zu sagen, sondern es selber auch zu glauben und in meinem Leben vorzumachen. Bist du dabei?

  • Michael Lutz

    IT Projektleiter bei der isolutions AG. Begeistert von Menschen und Technik.

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