…nicht nur die Welt, sondern meine Projekte, meine Arbeit. Die «Wunschvorstellung», dass ich am Morgen meine Projektleiter Arbeit aufnehme, jede meiner Arbeitsstunden für ein Projekt investiere und durchgehend diesem Kunden in Rechnung stelle, ist illusorisch und entspricht nicht meiner Realität. Viel eher ist es so, dass ich fünf oder mehr Projekte gleichzeitig begleite und pro Projekt nur wenig Budget pro Woche zur Verfügung habe. So kumuliert sich Liefer-, Geld- und Kennzahlen-Druck:
- Lieferdruck: Jedes Projekt hat ein Ziel und Lieferobjekte. Oder im Minimum Erwartungen des Kunden, was in dem von ihm bestimmten Budget zu erreichen ist. Fast immer stimmt die Erwartung nicht mit dem verfügbaren Geld überein. Budgets basieren immer auf Vermutungen, Schätzungen – schon deshalb können Sie nicht immer korrekt sein. Wie schaffe ich es nun, den Kunden glücklich zu machen, ihm das zu liefern, was er braucht und gleichzeitig das Budget einzuhalten? Gerade in der Findungsphase eines Projekts belastet mich dieser Gedanke.
- Projektmargendruck: Im Normalfall ist ein Projektbudget knapp bemessen. Um einen Auftrag zu erhalten, wird möglichst konkurrenzfähig (tief) angeboten. Hat man dann gewonnen, ist aber dann intern die Erwartung doch da, eine möglichst hohe Projektmarge zu haben – also möglichst viel damit zu verdienen. Das setzt mich und mein Projekt unter Druck und zwingt mich teilweise, Entscheide zu treffen und Arbeiten zu machen, hinter denen ich nicht stehen kann – einfach damit kurzfristig die ‹Zahl stimmt›. Dieser Optimierungsdruck belastet.
- Verrechenbarkeitsdruck: Damit meine Kollegen und ich ihr Salär erhalten, muss mein Arbeitgeber Geld verdienen. Das tut er im IT Dienstleister Business damit, dass möglichst viele Mitarbeiter nicht nur Arbeitszeit, sondern auch Leistungen aufschreiben die dem Kunden verrechnet werden. Im Idealfall 100%. Diese Verrechenbarkeits-Kennzahl, kombiniert mit dem Wissen, dass ich mit meinen Verantwortungen, Aufgaben und Projektbudgets nicht auf die gewünschte Zahl kommen kann, belastet.
- Effizienzdruck: Da ist auf der einen Seite das knapp kalkulierte Budget, mit dem ich zwei Stunden pro Woche investieren kann für meine Arbeit. Auf der anderen Seite will das Projekt gemanagt sein: Meetings mit Kunden, Kick-off, Steering, Projektstatus – Zeit für z.B. eine schöne Übersichtsgrafik bleibt keine, die Arbeit muss maximal pragmatisch, effizient und effektiv in kürzester Zeit erledigt sein. Nicht das machen zu können, was eigentlich gut und sinnvoll wäre, einfach weil es halt das Budget fehlt, belastet.
Für mich beschreiben die obigen Punkte Schattenseiten meiner Arbeit. Doch wo Schatten ist, ist auch Sonne. Was hilft mir damit umzugehen?
- Gespräche mit Leidensgenossen über genau diesen Druck – geteiltes Leid ist halbes Leid.
- Klare, selbstbewusste Kommunikation, unrealistischer Kennzahlen und Erwartungshaltungen.
- Mut meiner Vorgesetzten Controlling und Kennzahlen durch Vertrauen zu ersetzen, da sie an mich glauben und wissen, dass ich das Bestmögliche aus einer Situation heraushole.
- Vertrauen in mein Team, das mit mir die Arbeit macht. Schon unzählige Arbeitskollegen haben ein Projekt durch ihre Kompetenz, Arbeit und Persönlichkeit gerettet und eben den obigen Druck für mich ertragbar gemacht. Danke!
Was belastet dich in deinem Alltag und wie gehst du damit um?
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