Hilfe ist lebensverändernd
Kommunikation

Hilfe ist lebensverändernd


Heute erlebt in der Kirche: Ich stand Draussen, um unsere Kids für das Kinderprogramm zu empfangen. Nach einigen Minuten kam eine Frau auf mich zu und hat mich auf meine Bandage am Handgelenk angesprochen, die ich bereits seit rund vier Wochen trage. Was das denn sei? Ich habe auf meine Sehnenscheidenentzündung verwiesen. Darauf meinte sie, ob die Bandage denn bequem sei? Ich habe verneint. Im Anschluss dann: «Weisst du, ich bin Ergotherapeutin, darf ich sie dir einmal anziehen?». Bandage abgezogen, richtungsverkehrt wieder angelegt – und sie sass besser, als die ganzen Wochen zuvor. Mir wurde klar, dass ich diese Bandage nun effektiv die ganze Zeit falsch verwendet habe!
Und dabei folgendes bewusst:

Fachkompetenz macht den Unterschied

Ignorant habe ich die Verpackungsbeilage der Bandage ignoriert, das Ding gleich angezogen, überzeugt, dass es ja nur einen richtigen Weg gibt und ich diesen richtig herleiten kann. Als die Bandage begonnen hat unbequem zu werden, habe ich sie einfach vorne ein wenig lockerer gelassen und hinten mehr angezogen. Und mich als Genie gehalten, dass ich auf diese Lösung gekommen bin. Es brauchte einen kurzen Blick einer Fachperson, um diesen Anfängerfehler zu bemerken. Und zwei Sekunden, die Bandage dann korrekt zu fixieren. Auch im Projekt ist der Unterschied frappant, wenn man auf Fachpersonen, die Profis in Ihrem Gebiet sind, zählen darf. Ohne Fachpersonen wäre keines meiner Projekt durchführbar. Und ohne Fachpersonen um mich herum, bin ich als Projektleiter auf verlorenem Posten und mein Job erübrigt sich.

Hilfe in Anspruch nehmen ist nicht einfach

Als die Frau mir anbot, die Bandage neu anzuziehen, habe ich zuerst gezögert. Ja, ich wollte fast schon verneinen. «Ich kenne sie doch gar nicht», «Es ist doch mühsam für sie, das zu machen» – solche Gedanken kamen mir. Hilfe anzunehmen, kann ich schon mein ganzes Leben schlecht. Nicht nur Unterstützung anzunehmen fällt mir schwer, besonders auch danach zu fragen, empfinde ich als schwierig und unangenehm. Ich habe das Gefühl, dass ich Andere dadurch störe, es für sie unangenehm ist, ich das Problem doch selber lösen können muss. Dabei wäre es doch eigentlich eine Stärke, wenn man in einem gesunden Mass nach Hilfe fragen kann. Mir hat dieses Erlebnis mit der Bandage wieder einmal eindrücklich gezeigt, wie wichtig es privat und bei der Projektarbeit ist, offen einzugestehen, dass man nicht weiterkommt und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Beim Projekt ist das zum Beispiel die klassische Eskalation.

Hilfe anbieten verändert Leben

Hätte die Person nicht den Mut gehabt, mich bezüglich der Bandage anzusprechen und Hilfe anzubieten, würde ich noch heute mit einem falsch angezogenen, unbequemen Verband herumlaufen. Die Unterstützung hat, im kleinen Stil, mein Leben verändert und ich bin enorm dankbar dafür. Aktuell bin ich eher im Privatleben als im Arbeitsalltag herausgefordert und auf Hilfe angewiesen. Und ich bin denjenigen Personen unendlich dankbar, die sich dafür interessieren, ihre Unterstützung anbieten und damit mein Leben verändern und mich tragen. Danke!

Nach diesem Erlebnis am Sonntagmorgen bin ich zusätzlich inspiriert, auch selber den Unterschied zu machen. Mit offenen Augen für die Situation meiner Mitmenschen durchs Leben zu gehen und meine Fachkompetenz wie Unterstützung ungefragt Anderen anzubieten. Machst du mit?

  • Michael Lutz

    IT Projektleiter bei der isolutions AG. Begeistert von Menschen und Technik.

Andere Schuhe anprobieren
Kommunikation

Andere Schuhe anprobieren

Mein Kapital
Kommunikation

Mein Kapital

Im Kreis drehen
Kommunikation

Im Kreis drehen

Aktuell gibt es keine Kommentare