Keine Energie mehr
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Keine Energie mehr


Ich arbeite bei einem IT Dienstleister. Was das bedeutet? Nun, der Kunde bezahlt uns für Dienste, die er braucht, aber selber nicht erbringen kann oder will. Mein Ex-Teamleiter hat uns Angestellte eines IT Dienstleister sogar manchmal ‹IT-Nutten› genannt. Sehr hart formuliert, aber im Kern nicht ganz falsch. Der Kunde bezahlt Geld und möchte eine entsprechend Leistung dafür, also den Nutzen des Geldes sehen, den er bezahlt.

Als Projektleiter bin ich Teil des Teams, dass diesen Nutzen generieren muss – immer lächelnd und freundlich. Auch gilt es die Erwartungen des Kunden zu erfüllen, ja zu übertreffen. Denn der Kunde ist im Zentrum und seine Zufriedenheit entscheidet über meine Zielerfüllung, über Folgeaufträge für mein Arbeitgeber, schlussendlich über meinen Lohn. Soweit verstehe ich das alles und trage es mit. Und doch muss ich ehrlich sagen, manchmal verspüre ich keine Lust und Energie dazu. Permanent diese dienende Haltung und Leistung zu zeigen, den Druck auszuhalten, perfekt liefern zu müssen, empfinde ich als ermüdend und stressig.

Wie gerne wäre ich manchmal auf der Kundenseite. So könnte ich auch einmal die Preise drücken, meine aktuelle Stimmung offen zeigen, Forderungen stellen, bekomme Demos und Präsentationen serviert, erhalte Kundengeschenke, darf darüber entscheiden, ob etwas gut genug ist oder nicht. Aktuell betreue ich mehr als zehn Kunden und es gibt ab und zu Calls, vor denen es mir echt schwer fällt und anstrengend vorkommt, mich einmal mehr voll zu investieren, zu geben, ohne wirklich etwas zurückzubekommen.

Leider zieht sich das manchmal auch privat weiter, in Smalltalks mit Personen oder sogar Gesprächen mit Freunden. So kürzlich erlebt: Ich habe mich in einer kleinen Runde zwei Stunden ausgiebig mit einem Pärchen unterhalten, Fragen gestellt, aktiv zugehört. Ich kannte danach ihre Familiensituation, ihre privaten wie beruflichen Herausforderungen und ihre Einstellungen. Was wussten Sie über mich? Lediglich meinen Namen. Es kam nie eine Rückfrage, nie spürte ich auch nur einen Hauch an Interesse an mir als Person.

Zu dienen und ehrliches Interesse am Gegenüber zu zeigen, ist kräftezehrend, anstrengend und braucht Ausdauer. Es kann müde machen und erschöpfen. Was ich dagegen unternehme? Ich tanke auf. Das kann Zeit für mich in der Natur sein, ein Hobby, es kann Familienzeit sein, Gespräche mit Kollegen oder mein Glaube an Gott. Ohne Auftanken kann ich nicht funktionieren, aus mir selber habe ich nicht – oder nur begrenzt – Kraft zu dienen. Ich leite eigentlich immer lediglich diejenige Kraft weiter, die ich von einer anderen Quelle erhalte.

Was motiviert mich nun, weiterhin für meine Kunden da zu sein? Neben der Gleichung Geld gegen Dienstleistung ist jeder Kunde mit dem ich spreche immer auch Mensch. Und in der Zusammenarbeit mit diesen Menschen, darf ich in meiner Rolle Teil davon sein, sie aufzutanken! Ihnen Sicherheit zu geben, ihre Probleme zu lösen, ihnen zuzuhören, sie zu unterstützen und zu befähigen. Und das ist ein riesen Privileg und Teil davon, weshalb ich meinen Beruf gerne ausübe.

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