Am Anfang steht die Werbung: «Paris ab Zürich – hin und zurück, für nur 99 CHF!». Ein Preis, bei dem man einfach zuschlagen muss. Aber dann kommen Flughafenabgaben dazu, Servicegebühren, eine Lärmabgabe, ein internationaler Zuschlag, Kreditkartengebühr und am Schluss kostet der Flug 249 CHF. So wars vor einigen Jahren noch, bei der Swiss. Eigentlich sind 249 CHF immer noch ein guter Preis und ich verstehe, dass bei der Swiss all diese aufgezählten Kosten anfallen und ein Flug ohne diese Gebühren gar nicht durchführbar ist. Und trotzdem möchte ich davon eigentlich gar nichts wissen, sondern einfach ‹fürs Fliegen› bezahlen. Darum hat meiner Meinung nach die Swiss vor einigen Jahren richtig reagiert und begonnen, Endpreise zu bewerben.
Was hat das nun mit Projektleitung zu tun? Gar nicht so wenig. Ein Kunde möchte bei meinem Arbeitgeber (einem IT Dienstleister) Software-Entwicklung einkaufen und ist dafür bereit, den Preis den dies hat zu bezahlen. Aber bei der damit verbundenen Koordination verhält es sich dann eben oft ähnlich, wie mit der Flughafenabgabe: der Kunde versteht zwar, dass es zu einer Software-Entwicklung dazugehört, aber will eigentlich nichts davon wissen.
Das haben mir in der Verangenheit Kundenreaktionen gezeigt, auf Basis der monatlichen Leistungsauszüge. Diese werden von mir gruppiert und weisen transparent aus, was für Leistungen erbracht und entsprechend Stunden verrechnet werden. Das sieht zum Beispiel so aus:
Leistung | Stunden |
---|---|
Projektleitung & Koordination | 20h |
Entwicklung Anwendungsfall 1 | 90h |
Entwicklung Anwendungsfall 2 | 70h |
Total Oktober | 180h |
Scheint und ist transparent. Aber es kamen eben ab und zu Aussagen zurück, wie die Nachfolgenden:
- Bitte Koordination-Aufwände wo möglich vermeiden…
- Projektleitung haben wir gar nicht bestellt…
- Projektleitung machen wir selber…
Angesichts dieser Aussagen ist eine mögliche Argumentation, dass ich es als Projektleiter nicht geschafft habe, dem Kunden den Mehrwert und Stellenwert meiner Projektleitung zu zeigen und das nachgeholt werden sollte. Ich glaube jedoch, dass dem Kunden in den meisten Fällen durchaus bewusst ist, dass er Projektleitung braucht – aber wissen davon (und bezahlen) möchte er dann eben doch möglichst wenig. Analog der Flughafenabgaben.
Deshalb habe ich nun begonnen, beim Leistungsauszug die Projektleitung nicht mehr separat aufzulisten, sondern vermehrt den Endpreis zu nennen. Ich ordne also die Projektleitungsaufwände direkt den Entwicklungstasks zu und gruppiere diese nicht separat. Die Art- und Weise, wie ich mich in Projekten integriere und mitunterstütze bleibt identisch, es ändert sich einzig das Reporting gegenüber dem Kunden. Und siehe da: Bisher habe ich durch diese Art der Protokollierung noch praktisch keine derartige Frage beantworten müssen. Der obige Leistungsauszug sieht dann also neu so aus:
Leistung | Stunden |
---|---|
Entwicklung Anwendungsfall 1 | 100h |
Entwicklung Anwendungsfall 2 | 80h |
Total Oktober | 180h |
Es braucht vielleicht ein wenig Demut, aus dem Hintergrund heraus zu wirken, aber schlussendlich sollen nicht die Einzelleistungen im Fokus stehen, sondern immer Team-Leistungen. Sowieso nur ein Team kann dem Kunden den echten Mehrwert liefern, den er sich wünscht. Und in meinen Projekten ist das im Normalfall ein Team aus Sofware-Entwicklern mit unterschiedlichen Skills, einem Architekt, einem Requirement Engineer und einem Projektleiter. Wenn ein solches Team harmoniert, dann entsteht für den Kunden ein toller Flug und der Flugpreis ist kein Thema.
Wie stellst du sicher, dass der Kunde deine Rechnungen gerne bezahlt?
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