Präsenz markieren

Diesen Sommer habe ich eine Woche in den Bergen in Klosters verbracht. Nicht für Ferien, sondern um einen Bergeinsatz zu leisten. Während der harten Arbeit, war mein Alltag als Projektleiter sofort vergessen – und doch ist mir während dem Alpaufzug eine Parallele dazu aufgefallen.

Am Morgen früh war das Ziel, gemeinsam mit anderen Bauern eine Herde von rund 25 Kühen auf eine frisch eingezäunte Weide einer Alp zu bringen, damit sie dort wieder genug Nahrung finden. Die Herde von rund 25 Kühen musste dabei über das freies Feld und auf Wanderwegen rund eine Stunde marschieren und entsprechend geführt werden. Kühe sind Herdentiere und bleiben grundsätzlich zusammen, brauchen aber trotzdem eine Richtungsangabe. Dies hat ein Bauer übernommen, der an der Spitze der Herde Richtung Alp lief. Wir Anderen haben seitlich und hinter der Herde die Kühe zusammengehalten und zwar vor allem dann, wenn sich die Herde bei einer Wegkreuzung teilte oder eine einzelne Kuh gefallen am saftigen Gras am Wegrand fand. Offensichtliches Mittel dabei waren Schläge auf den Kuhrücken mit einem Holzstock und laute Schreie. Aber nicht nur. Ein Bauer gab mir den entscheidenden Tipp: Die Kuh mit Präsenz führen, mit dem Körper vor allem neben und hinter der Kuh signalisieren, wo sie nicht hinlaufen soll.

Und während ich das versuchte in die Praxis umzusetzen, gingen mir die Fragen durch den Kopf: Wie gebe ich als Projektleiter die Richtung vor? Wie erreiche ich, dass die Herde (mein Projektteam) selbständig in die richtige Richtung läuft? Wie korrigiere ich die Richtung?

Auf diese Fragen gibt es abhängig der Situation viele Antworten, aber für mich hat der Tipp des Bauern auch in meinem Alltag ganz allgemein Gültigkeit: mit Präsenz. Präsenz nicht im Sinne von Kontrolle, Schläge und Schreie. Sondern Präsenz als interessiertes, lernendes, dienendes und aktiv zuhörendes Gegenüber. In Meetings, Kaffeepausen, in Momenten in denen das Team zusammenkommt und durch Erreichbarkeit und Priorisierung der eigenen Arbeit. Eine derartige Präsenz macht den Projektleiter zu einem Teil der Herde, schafft Vertrauen, ermöglicht Einsichten und eine implizite Steuerung, ohne sich dabei selber in den Vordergrund zu drängen.

Wie gibst du in deinen Projekten die Richtung vor und bist präsent?

  • Michael Lutz

    IT Projektleiter bei der isolutions AG. Begeistert von Menschen und Technik.


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Kommentare

  • Marc Rufer
    Marc Rufer

    Marc Rufer

    Eine spannende Parallele, die du in diesem Beitrag aufbringst. Genau so, wie du es hier beschreibst, erlebe ich dich im Daily Business. Das ermöglicht dem Team, sich innerhalb der gegebenen Schranken frei zu bewegen.