Ich sass mit meinem Projektteam in einem Kundenmeeting vor Ort. Auf der Gegenseite der Kunde aufgereiht. Auch der CEO war dabei und wir erhielten von ihm einen Einblick in die Software Roadmap. Aber ehrlich gesagt: Ich verstand ihn, bzw. seine Aussagen nicht. Den Gesichtsausdrücken meiner Kollegen und den Notizen nach, die geschrieben wurden, schien ich jedoch der einzige zu sein. Niemand zuckte auch nur mit der Wimper. Und eine Situation wie diese ist nicht selten. Gerade als Projektleiter erlebe ich es oft, dass ich in wichtige Gespräche involviert werde, oft mit Fachpersonen und Spezialisten und dass implizit immer erwartet wird, dass ich ja alles verstehe. Tue ich aber (leider) nicht.
Und ganz ehrlich: nicht immer habe ich den Mut dies zugegeben und auszusprechen. Das untenstehende Video von Simon Sinek war für mich jedoch ein Augenöffner und hat mir gezeigt, dass der Dümmste zu sein und zu sagen ‹Ich verstehe es nicht›, eine Stärke ist. Und dass dadurch auch andere im Raum, die sich nicht getrauen und sich keine Blösse geben wollen dadurch ermutig und in Ihrem Selbstvertrauen gestärkt werden.
In der Situation in der Einleitung habe ich es geschafft, zuzugeben, dass ich der Diskussion nicht folgen kann. Und zu meinem Erstaunen: die sich danach entwickelnde Diskussion brachte hervor, dass eigentlich niemand im Team wirklich verstanden hat, was der CEO eigentlich meinte! Dadurch, dass ich den Mut aufgebracht habe, als ‹der Dümmste› dazustehen, war jedoch der Bann gebrochen und die Erklärungen wurden durch die nachfolgende Diskussion so einfach, dass wieder alle im Raum mit dabei waren und ein Verständnis entwickeln konnten.
Ein weiteres Beispiel, dass mich persönlich in diesem Verhalten ermutigt hat: Für meine Präsentation an einer internen Weiterbildung habe ich mich mit dem Organisator abgesprochen. Ganz freimütig und nebenbei erwähnte er, dass er sich im Umgang mit den Microsoft Surface Hubs noch unsicher fühle und sich deshalb im Laufe der nächsten Tage noch Zeit nehmen wird, zu experimentieren. Genau so fühlte ich mich auch! Durch seine Aussagen fühlte ich mich abgeholt und ermutigt, nicht der einzige ‹Dumme› zu sein und es hat zu einer gemeinsamen Experimentiersession geführt.
Be the idiot!
Kommentare
Manuela Gabathuler
AuthorBravo uns so wertvoll, dass du das anspricht. Ja es braucht anfangs etwas Mut und doch ist es extrem wertvoll einfach zu sagen, wenn man dem Gegenüber nicht folgen kann. So können frühzeitig allfällige Missverständnisse aus dem Weg geräumt und eine gemeinsame Sprache, ein gemeinsamer Nenner gefunden werden.
Michael Lutz
AuthorDanke Manuela. Sehe ich gleich wie du. Mut scheint mir in vielen Lebenslagen wesentlich zu sein – da habe ich definitiv noch Potential. Ich finde du lebst Mut mit deinem Coaching und Offenheit aktiv vor, finde ich beeindruckend.
Marc Rufer
AuthorToll, dass du Mut gezeigt und diese doch oft unangenehme Frage gestellt hast! Dasselbe habe ich auch schon erlebt – und nein, ich bringe den Mut auch nicht jedes Mal auf. Eine elegante Alternative für solchen Fälle kann sein das Gesagte in eigenen Worten kurz zusammenzufassen und so sicherzustellen, dass man das Gegenüber richtig verstanden hat. In etwa so: «Ich habe folgendes verstanden … Korrekt?» oder auch «Ich habe verstanden, dass … jedoch fehlt mir bezüglich … das Verständnis. Können Sie das nochmals kurz aufgreifen?»
Michael Lutz
AuthorDanke! Super Tipp. Erinnert mich an die Prinzipien von ‹aktiv zuhören›, da ist das von dir beschriebene Zusammenfassen Teil davon – meinte ich.