Selbstzweifel
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Selbstzweifel


Kürzlich hat mich eines meiner Kinder staunend beim Schreiben eines E-Mails mit Zehnfingersystem beobachtet und meinte: “Warum kannst du das so gut?” Ich fühlte mich einige Millisekunden geschmeichelt, bis dann der Nachsatz kam: “Aber es ist ja eigentlich ganz einfach, du musst nur drücken.”.

Dieser schnelle Gefühlswechsel erlebe ich oft auch im Projektleiter-Alltag. Da gibt es das eigene Bewusstsein, einen Tag erfolgreich abgeschlossen zu haben. Es gibt die wertschätzenden Kommentare oder Komplimente die entsprechend beflügeln. Und gleichzeitig gibt es Erlebnisse und Bemerkungen, die einem als Person treffen und die eigenen Fähigkeiten klein machen. Mir fällt dazu ein Kundenkommentar ein den ich erhalten habe:

Ich weiss gar nicht, wer sich heute eigentlich noch Projektleiter nennen will.

Irgendwie ein Schlag ins Gesicht. Oder auch der kürzliche Kommentar während eines privaten Smalltalks: «Projektleiter? Ja die braucht es halt auch.» Für mich sind aber nicht derartige Kommentare die grösste Gefahr für mein Selbstbewusstsein, sondern es sind die eigenen Gedanken. Es sind die Selbstzweifel, die teilweise aufkommen. Ob man denn nun wirklich das Rüstzeug hat, diese Herausforderung zu lösen, ob man wirklich gut ist in der täglichen Arbeit. Vor rund einem Jahr habe ich gelernt, dass es eine psychologische Einordnung für dieses Denkmuster gibt, es handelt sich um das Imposter-, bzw. Hochstapler-Syndrom. Damit ist die Überzeugung gemeint, den Erfolg eigentlich nicht verdient zu haben, trotz offensichtlicher Beweise für die eigenen Fähigkeiten.

Das Syndrom scheint weit verbreitet zu sein, scheinbar bis zu zwei Drittel geben an, diese Gefühle zumindest ab und an zu kennen. Grundsätzlich hilft mir bei Selbstzweifel schon alleine diese Tatsache, dass ich nicht alleine bin damit und dass ich das das Gefühl benennen und so einordnen kann. Oft unterstützt mich aber auch eine Aussensicht, ein ‹Bewunderer›. So z.B. erlebt mit einem Entwickler auf der Heimfahrt von einem Firmenevent. Er hat, nur um ein Stück weit mit mir zu fahren, seinen eigenen Zug ignoriert, mir ein Bier geschenkt und dann im Gespräch die Aussage gemacht hat «Wir haben schon gute Projektleiter». Für mich ein riesiger Vertrauensbeweis und von unschätzbarem Wert für mein Selbstbewusstsein. Danke dafür.

Und genau aus diesem Grund versuche ich im Alltag so gut ich kann selber ein Bewunderer zu sein und die Fähigkeiten anderer zu würdigen und anzuerkennen. Es ist erstaunlich zu sehen, wie durch ehrlich gemeinte Komplimente und Bemerkungen, Personen zum blühen kommen können.

Wie gehst du mit Selbstzweifel um?

  • Michael Lutz

    IT Projektleiter bei der isolutions AG. Begeistert von Menschen und Technik.

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  • Marc Rufer

    Marc RuferMarc Rufer

    Author Antworten

    Ein äusserst interessantes Thema, das du hier aufgegriffen hast. Ich hatte und habe solche Momente auch ab und zu und hinterfrage mich dann jeweils. Eine Aussensicht, eine Zweitmeinung oder ein paar aufmunternde Worte helfen da auf jeden Fall. Inzwischen aber auch das Bewusstsein darüber, dass diese Gedanken kaum Mehrwert bringen und man sie deshalb nicht zu lange rattern lassen sollte – eine Art antrainierter Schutzmechanismus.