An meinen ersten Business Flug kann ich mich gut erinnern: Anstelle des anonymen ‹Grüezi› wurde ich persönlich angesprochen mit ‹Grüezi Herr Lutz›. Das Gefühl? Ich bin willkommen, angenommen, wichtig. Ein Gefühl, das auch aufkommt wenn im Restaurant beim reservierten Tisch ‹Reserviert für Herr Lutz› steht (anstelle ‹Reserviert›) oder wenn ich in einem E-Mail mit ‹Lieber Michael› (Anstelle Hallo) angesprochen werde. Ein Name schafft Identifikation. Im Umkehrschluss schafft kein oder ein falscher Name eine Distanz, grenzt aus, man ist ‹einer von vielen›. Klassische Fehler sind z.B.: ‹Philip› – nicht ‹Philippe›. ‹Herr Andrea Keller› nicht ‹Frau Andrea Keller›. Soweit die Theorie, ich kenne sie. In der Praxis? Da bin ich zu Jahresbeginn sogar mehrmals reingefallen. Stolperfalle waren nicht die Namen von Menschen, also natürlichen Personen, sondern diejenigen juristischer Personen – von Unternehmen.
Beispiel 1 (erste Arbeitswoche im 2022): Ich habe ein Steering Meeting vorbereitet und mich beim Firmenkürzel an das klein geschriebene Logo gehalten des Unternehmens. Beim Besprechen der Folien war dann eines der Feedbacks des Kunden-Projektleiters: «Bitte beachte, intern schreiben wir das Kürzel in Grossbuchstaben, XYZ anstelle xyz.». Ein kleiner aber feiner Unterschied. Bin ich doch auch nicht ‹michael› sondern ‹Michael›. Habe ich daraus gelernt? Scheinbar nicht genug.
Beispiel 2 (zweite Arbeitswoche im 2022): In einer Besprechung der Ergebnisse einer Konzeptionsphase habe ich in Folien die Unternehmensbezeichnung mit einem Grossbuchstaben begonnen anstelle von einem Kleinbuchstaben. Noch dazu habe ich den für den Markennamen zwingenden Suffix nicht konsequent erwähnt. Auch hier: Der Geschäftsführer war so konstruktiv, mich darauf hinzuweisen. Aber es gab mir echt zu denken, dass mir erneut derselbe Fehler unterlaufen ist.
Mit einer korrekten Schreibweise drücke ich aus, dass ich mich mit meinem Gegenüber befasst habe, mir die Zeit nehme ihn zu identifizieren, ihm Respekt gegenüberbringen und überwinde so Distanz. Es scheint nur ein Detail zu sein, der Name. Rational gesehen ein paar aneinandergereite Buchstaben. Und doch steckt eine Bedeutung, unmengen an Geschichten, Erinnerungen, Emotionen darin, die ich unterschätzt habe.
Folgende Praxistipps leite ich mir daraus ab:
- Bei Projektbeginn nehme ich mir Zeit, nicht nur die Namen der Stakeholder zu notieren, sondern auch die korrekte Unternehmensbezeichnung und Schreibweise.
- Um Menschen abzuholen und Wertschätzung auszudrücken, ob in E-Mails, persönlichen Gesprächen, Workshops, spreche ich sie so oft wie möglich mit dem Namen an.
- Ich schreibe mir die Namen als Nachschlagewerk möglichst alle auf. Kombiniert mit Eselsbrücken, damit ich mich auch später noch daran erinnere.
- Möchte ich die Identifikation fördern, verwende ich nicht nur bei natürlichen Personen Namen. Auch Unternehmen oder Applikationen haben Namen. Eine Namensgebung im Team z.B. von einer App kann eine Change Management Massnahme sein.
Wie würdest du die Liste ergänzen?
Kommentare
Marc Rufer
AuthorInteressanter Post Michael! Beim Durchlesen sind mir gleich ein paar ergänzende Tipps eingefallen, die ich nachfolgend gerne teile.
– Auf allfällige Kommunikationsrichtlinien des entsprechenden Unternehmens achten. Ein Beispiel: das Telekommunikationsunternehmen Swisscom hat eine solche, welche unter anderem beinhaltet, dass der Unternehmensname Swisscom ohne «die» verwendet wird («Swisscom ist Testsieger» statt «Die Swisscom ist Testsieger»)
– Bei Personen mit besonderen Titeln, wie z. B. Dr oder Prof, darauf achten, dass diese jeweils zusammen mit dem Namen geschrieben werden
– Korrekte Rechtschreibung erachte ich ebenfalls als ein wichtiger Bestandteil in der Kommunikation