Vorstellungsrunde
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Vorstellungsrunde


In meinem Arbeitsalltag habe ich die Pflicht, wie das Privileg, immer wieder neue Leute zu treffen. Ob physisch oder virtuell, gemeinsam hat das erste Aufeinandertreffen jeweils immer die Vorstellungsrunde. “Stellt euch doch bitte einmal vor”, heisst es dann. Und es beginnt zu rattern. Was darf ich sagen, was auf keinen Fall, worauf lege ich den Schwerpunkt, wie lange rede ich, wie formuliere ich mich. 

Das Ziel einer Vorstellungsrunde ist klar: Man möchte das Gegenüber kennenlernen, die Distanz zwischen einander überbrücken, sich näherkommen. Der Vorstellungs-Klassiker, den ich leider zu oft höre, trägt selten dazu bei: «Mein Name ist [NAME], ich arbeite als [FUNKTION] seit [DAUER] bei [ARBEITGEBER]». Kaum neue Informationen, keine relevanten Informationen. Der Name ist durch die Termin-Einladung im Vorfeld schon bekannt und steht bei virtuellen Meetings direkt unter dem Video-Stream. Das Unternehmen kennt meistens jeder – schliesslich arbeitet man per sofort zusammen und hat seinen Partner bewusst ausgewählt. Und die einzige neue Information – wie lange jemand bei seinem aktuellen Arbeitgeber ist – sagt meiner Meinung nach nichts über die Qualifikation und Erfahrung der Person aus.

Keine Vorstellung sollte gleich lauten und es gibt auch nicht das Patentrezept und DIE Formulierung dazu. Was passend und richtig ist, definiert für mich die Zielgruppe, der Kontext und auch der Moment. Und doch gibt es drei Punkte, die ich persönlich in jeder Vorstellungsrunde versuche einfliessen zu lassen:

Meine gesamte Erfahrung zählt

Die Anzahl Arbeitstage bei meinem aktuellen Arbeitgeber als Projektleiter sind irrelevant, viel mehr interessiert sich mein Gegenüber vermutlich für meine gesamte Erfahrung in der Funktion, die im aktuellen Projekt gefragt ist. Das kann eine ‹Dekade› an Führungserfahrung sein, 20 Jahre Erfahrung als X, die 10 Jahre in Branche Y. Wo man diese Jahre leistet, ob bei Unternehmen A, B, im Haushalt, im Verein, spielt meiner Meinung nach eine völlig untergeordnete Rolle. Darum erwähne ich in meiner Rolle meistens konkret meine aktuell 15 Jahre Projekt- und 20 Jahre IT-Erfahrung und meinen technischen Hintergrund als Software-Entwickler. Der Rest der fachlichen Vorstellung fokussiert sich dann fachlich individuell auf das, was für mein Gegenüber interessant ist. Habe ich es z.B. mit einem Spital zu tun, werde ich kaum meine Projekterfahrung in der Embedded Entwicklung herausheben – und umgekehrt.

Mich als Mensch darstellen

Als Gegenüber habe ich nie einen einzig auf seine fachliche Funktion fokussierten Roboter, sondern immer einen Menschen, mit seinem Charakter, seiner Freizeitgestaltung, Familiensituation, seinen Werten, Vorlieben. Darum belasse ich es selten damit, in einer Vorstellungsrunde meine berufliche Erfahrung und Professionalität zu betonen, sondern beschreibe zum Beispiel, was mir warum im Leben oder in der Zusammenarbeit wichtig ist. Oder ich erwähne meine Familiensituation, meinen Wohnort, meine Hobbies, manchmal auch kleine Geschichten, z.B. wie ich über Umwege und Fehlschläge zu meinem Beruf gekommen bin. Meistens mache ich die Überleitung mit einem Satz im Stil von: “Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit, darum auch ein zwei Worte zu mir als Privatperson, …”.

Gemeinsam Lachen

Lachen lockert auf, macht uns nahbar, ebnet den Weg der zukünftigen Zusammenarbeit und schafft es ‘im Nu’, die formale Vorstellungsrunde zu einem informellen Gespräch zu machen, das alle mit dem Gefühl verlassen ‘ich freue mich auf die Zusammenarbeit’. Hier bin ich der Meinung, dass eine Anekdote, sofern authentisch vorgetragen, durchaus auch mehrfach verwendet werden kann. Mein Klassiker ist, dass ich neben meinen drei Kindern auch die drei Hasen als ‘zur Familie zugehörig’ erwähne, was durchaus schon manche hat schmunzeln lassen.

Zusammengefasst gilt für mich: Möchte ich, dass sich jemand mir gegenüber öffnet, dann muss ich mich zuerst selber öffnen. Ja, es besteht das Risiko, dass meine Aussagen unpassend sind oder ich sogar anecke. Aber meiner Erfahrung nach passiert viel eher und öfter, dass meine Initiative der Türöffner für Andere ist, es mir gleichzutun und mir zu vertrauen.

Wie stellst du dich vor?

  • Michael Lutz

    IT Projektleiter bei der isolutions AG. Begeistert von Menschen und Technik.

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