Jede Anforderung beginnt mit einem Problem
Und dann ist sie wieder einmal da. Die neue Anforderung. Formuliert wird sie jeweils in Form, Inhalt und Länge sehr unterschiedlich. Dann heisst es z.B. “Wir brauchen einen Button, bei dem Funktion X ausgeführt wird.”, oder: “Wir müssen die Werte Y, Z als Excel-Datei exportieren können.”.
Eines haben aber diese Anforderungen leider meistens gemeinsam: Sie beschreiben die aus Kundensicht vermeintlich beste Lösung und geben wenig Hintergründe über das eigentliche Problem und was für einen Nutzen sich der Kunde aus der Umsetzung verspricht.
Bezüglich der oben formulierten Anforderungen könnte man sich z.B. fragen: Wieso braucht es einen Button? Evt. lässt sich die Aufgabe ja automatisieren. Ist eine Excel-Datei wirklich notwendig? Evt. lassen sich die Informationen in einen bereits bestehenden Report integrieren oder eine Schnittstelle zur Verfügung stellen, von der auch andere Systeme profitieren könnten.
Mein Projektteam und ich haben den Anspruch, dass wir dem Kunden die bestmögliche Lösung umsetzen wollen. Die Langlebigste, diejenige mit der besten Preis-Leistung und dem grösstmöglichen Nutzen. Damit wir dies tun können, brauchen wir zwingend Hintergründe, wir müssen das Problem des Kunden verstehen, seine Vision und Strategie.
Der Motivationskiller
Aus obiger Argumentation heraus, fragen wir bei neuen Anforderungen jeweils gerne nach. Neben guten Gründen habe ich die letzten Monate leider auch vermehrt die Antwort erhalten “Mein Chef möchte das so” – was mich erstaunlich geärgert hat. Weil…
- Die Antwort mir zeigt, dass der Sender der Ursprung der Anforderung entweder nicht versteht, nicht verstehen will oder ihm dieser schlicht egal ist
- Sich der Sender damit aus der Verantwortung zieht
- Es für mich kein Grund ist, etwas umzusetzen, nur weil «Der Chef das will»
- Die Antwort eine konstruktive Diskussion über die Anforderung im Keim erstickt
- Die Antwort mir indirekt sagt: Ich kenne die beste Lösung bereits, ich will nicht, dass du das hinterfragst
Entsprechend schwer zu motivieren sind mein Projektteam und ich dann jeweils, eine solche Anforderung umzusetzen. Denn um motiviert an die Arbeit zu gehen und diese mit Freude zu erledigen, müssen und wollen wir das Problem kennen, mitdenken und den Sinn und Nutzen verstehen.
Zwei Projekte in diesem Jahr hätten in dieser Hinsicht unterschiedlicher nicht sein können. Da ist Kunde A, der seine Vision und Strategie nicht nur teilt, sondern auch aktiv Feedback von meinem Projektteam wünscht, unsere Vorschläge anhört und annimmt im Sinne von “Ihr seid die bezahlten Profis – bitte beratet mich”. Und da ist Kunde B, der nur das Nötigste auf Anfrage kommuniziert, Anforderungen nicht begründet und die klassische Hierarchie lebt im Sinne von “Ich bezahle euch, also macht, was ich sage. Und bitte nur das.”.
Es fällt nicht schwer, auszumalen, wie sich jeweils die Dynamik und Zusammenarbeit in den Projektteams entwickelt: Während ich erlebe, wie das Team für Kunde A begeistert und effizient an Lösungen arbeitet, sehe ich, wie das Team für Kunde B resigniert und primär “Dienst nach Vorschrift” macht.
Darum Wunsch, ja fast Appell an mein «Kunden Gegenüber»: Hab den Mut, uns dein Problem zu beschreiben und vertrau darauf, dass wir dir die beste Lösung vorschlagen!
Was brauchst du, dass du motiviert eine Aufgabe angehst?
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