Befreundet sind meine Kollegen und ich seit rund 25 Jahren. Vor 12 Jahren haben wir die Tradition eines jährlichen Männer-Weekends gestartet. Reiseziel ist immer eine Stadt, die wir ’nicht in erster Priorität mit unserer Partnerin besuchen würden›. Dieses Jahr hat es uns nach Skopje verschlagen. Neben der Möglichkeit, 5-stellige Schrittzahlen pro Tag zu erreichen, Fleisch und Bier im Überfluss zu geniessen, erlaubt so eine Reise aber tatsächlich auch, über Gruppendynamik und Projektführung zu reflektieren:
Da waren zum Beispiel Momente, in denen nur einer von uns Dreien auf die Toilette musste. Die anderen haben dabei nicht gejammert oder einen dummen Kommentar gemacht – sondern einfach wortlos und entspannt gewartet, bis für sie das Sightseeing weiterging. Oder da war der Moment, an dem bereits um 11 ein Bier bestellt wurde. Kein Spruch oder Vorwurf – die Anderen haben einfach ihre Cola getrunken. Oder dann meine Angewohnheit, dass ich immer, also auch bei einer Wohnung im 7. Stock, die Treppe nehme. Kein Kommentar darüber, meine Kollegen nehmen den Lift, warten auf mich und lassen die Haustür offen, bis ich auch ankomme.
Diese wortlose Akzeptanz und diesen Respekt gegenüber mir mit all meinen Eigenarten zu spüren, habe ich als enorm entspannend wahrgenommen und sie hat unsere Gruppendynamik gefördert.
Projektteams funktionieren meiner Meinung nach genau gleich. Ich kann als Projektleiter den Ansatz verfolgen, detaillierte Aufgaben zu planen, verteilen, kontrollieren und dazu viele Worte brauchen sowie Dokumente schreiben. Oder ich kann mich entscheiden, jedem einzelnen in meinem Team mit Respekt zu begegnen und so eine Dynamik im Team zu fördern, in der ‹wortlos› Hand in Hand zusammengearbeitet wird.
Ich bevorzuge das Zweite. Ein Bug wird gemeldet? Es ist ohne Worte klar, dass mein Kollege sofort die technische Analyse startet. Ich schaue, dass seine Arbeit verbucht und dokumentiert werden kann und melde dem Kunden, dass wir uns darum kümmern. Mein Kollege dokumentiert seine Lösungsvorschläge für den Kunden und ich wiederum trete dem Kunden auf den Fuss, sollte er zu oft meinem Entwickler-Kollegen direkt schreiben. Diese Aufgabenteilung geschieht wortlos – im Wissen unserer Rollen, Eigenarten und im gegenseitigen Respekt.
So macht Zusammenarbeit, ja schlicht zusammen sein, Spass.
Wie gehst du mit den Eigenarten deines Gegenübers um?
Kommentare
Bill
AuthorJa, in einem gut eingespielten Team geht eben vieles wortlos und mit Respekt, auch die Arbeiten, die eben niemand gerne macht. Dafür bist du Michael mir auch ein grosses Vorbild. Weiter so!
Michael Lutz
AuthorDanke. Es freut mich, dass du dies so siehst.