«Michael, Konflikte kann man auch geniessen.» So die für mich absurd und unvorstellbar wirkende Aussage meines Coachs, an einer Weiterbildung in Leadership vor zehn Jahren. Denn bereits das Assessment zu Beginn der Weiterbildung hat mir gnadenlos offenbart, wo meine Schwäche liegt: im Konfliktmanagement.
Ich liebe Harmonie und strebe diese deshalb wo immer möglich an. Damit einher geht aber auch oft, dass ich meine eigenen Interessen zurückstelle. Und auch, dass ich Konflikte als Feind ebendieser Harmonie anschaue und darum versuche, diese im Keim zu ersticken oder ganz zu vermeiden. Oft in dem ich nachgegeben und meine Grenzen zurücknehme oder abbaue.
Extrem ausgelebt, also ein toxisches Verhalten. Erkenne ich heute, rückblickend. Nun sind mehrere Jahre vergangen, damit einher viele private wie geschäftliche Erlebnisse, Übungsfelder im Konfliktmanagement. Die Liebe zur Harmonie ist immer noch unverändert. Aber die Erkenntnis der eigenen Grenzen ist gewachsen. Und auch der Mut, mich Konflikten zu stellen oder ganz generell, für meine eigene Meinung einzustehen.
Das spüre ich z.B. geschäftlich dann, wenn ich gegenüber einem Kunden sachlich und klar formuliere, was im Projekt nicht möglich ist und was für Konsequenzen eine Entscheidung hat. Im Wissen, dass es nicht das ist, was der Kunde hören will, sondern das, was er hören muss.
Oder dann, wenn ich eine getroffene Entscheidung im Projekt plötzlich gegenüber dem C-Level verteidigen muss und das auch tue und nicht nachgebe. Im Wissen, dass die Entscheidung aus meiner Sicht richtig war.
Oder dann, wenn ich das Gefühl habe, dass mein Team, der Teamspirit und die Effizienz durch Einflüsse von Aussen bedroht sind. Und das ist dann für mich eine zusätzliche Motivation, die ‹Gefahr› eines Konflikts zuzulassen, wenn ich mit meiner Durchsetzungskraft für das Team einstehen und sie so schützen kann.
Und tatsächlich, nach zehn Jahren kann ich von mir behaupten, dass sich Grenzen setzen und Konflikte aushalten, durchhalten, gut anfühlen kann. Geniesse ich es? Nein, noch nicht. Aber warte auf meinen Blog-Beitrag in weiteren 10 Jahren 😅.
Was erschien dir erst unmöglich, hast du dann aber doch gewagt?
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